Diese Ausgabe zweier zentraler Abhandlungen Alberts des Großen bietet eine originäre Einführung in das System seines Denkens und zugleich in die Hauptpunkte des Universalienstreits. Im Traktat "De antecedentibus ad logicam", den er als Einleitung zu seinem Kommentar zum ›Organum Aristotelicum‹ verfasste, erörtert Albert die Bedeutung der Logik und des logisch geschulten Denkens für die Wissenschaften sowie für ein Gelingen des menschlichen Lebens überhaupt. In seiner hohen Bewertung der Logik zeigt sich Albert nicht nur dem aristotelischen Denken verpfl ichtet, sondern erweist sich auch als ausgezeichneter Kenner der arabischen Philosophie, deren großen Beitrag zur Entwicklung der Logik er mit erstaunlicher Klarsicht zu würdigen weiß.
Der Traktat "De universalibus in communi" ist gleichsam eine kompakte Metaphysikabhandlung: Der primäre Gegenstand der Logik ist zwar das Prädikabile als solches, aber da dies wesensgemäß ein Universale ist, stellt Albert seinem Porphyrioskommentar eine ausführliche Erörterung der Universalienfrage voran. Mit großer Gründlichkeit entwirft er die Universalienlehre in Auseinandersetzung mit dem Nominalismus und Platonismus und stellt sie im Rahmen einer metaphysischen Gesamtkonzeption dar, deren Angelpunkt die Lichtmetaphysik ist; so werden Grundprobleme der Philosophie des Mittelalters - wie etwa die Differenz von Wesenheit und Sein, das Verhältnis von Individuum und allgemeiner Natur sowie von Materie und Form - eingehend behandelt. Der lateinische Text wurde auf der Basis der Editio Coloniensis für diese Ausgabe neu konstituiert. Die Übersetzung der Texte ins Deutsche folgt dem Ziel, die Treue zum Original mit leichter Lesbarkeit zu vereinen.
Albertus Magnus wird um 1200 in Lauingen an der Donau geboren und
beginnt sein Studium in Padua, wo er auch 1223 dem Dominikanerorden
beitritt. Seine exemplarische Gelehrsamkeit trägt ihm schon zu Lebzeiten
den Titel „doctor universalis“ ein. Studien zur Theologie, Philosophie
und Naturwissenschaft führen ihn über verschiedene europäische
Universitäten nach Köln, wo Thomas von Aquin sein Schüler wird. 1260
wird Albertus zum Bischof von Regensburg ernannt, tritt aber schon zwei
Jahre später von dieser Position zurück, um sich im Dominikanerkloster
zu Köln wieder seinen Studien zu widmen. Zwischen 1254 und 1270
entstehen die Kommentare und Paraphrasen zu Aristoteles, das Buch über
die fünf Allgemeinbegriffe und die Metaphysica, die bahnbrechend für die
Entwicklung der aristotelischen Philosophie des Mittelalters sind.
Albertus Magnus benutzt diese Darstellungen dabei sowohl zur Begründung
des kirchlichen Dogmas wie auch zur Verteidigung des Rechts des
Philosophen, die göttlichen Mysterien zu erforschen. Als erster in
Westeuropa vermittelt er dem christlichen Mittelalter den Stand der
arabischen und jüdischen Wissenschaften. In der Summa theologiae
(entstanden nach 1270) räumt Albertus – wie schon in der Frühschrift De
Homine – der Frage nach der Stellung des Menschen zu den Hauptsünden und
der Möglichkeit, schuldig zu werden, breiten Raum ein. Auf Grund seines
Ruhmes als Universalgelehrter ist seine Vermittlung in
politisch-kirchlichen Rechtstreitigkeiten gefragt. Die Anerkennung des
deutschen Königs Rudolf von Habsburg durch den Papst ist auf das Wirken
Albertus zurückzuführen. In hohem Alter stirbt „Albert der Große“ 1280
in Köln.
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