Josip Broz Tito war ein typisches Geschöpf des Zeitalters der Extreme, welches er persönlich erlebt, erlitten und gestaltet hat. Bei seinem Tod galt er als ein international anerkannter Staatsmann, heute halten ihn viele für einen brutalen Diktator. Doch was war er wirklich? Marie-Janine Calic lässt die historische Person hinter den Legenden sichtbar werden und erzählt die Geschichte seines abenteuerlichen Lebens, in dem sich Aufstieg und Fall Jugoslawiens spiegelt. 
Tito war ein Politiker eigenen Kalibers. Er war Visionär und Pragmatiker, Stratege und Macher, einer, der durch außergewöhnliche Talente und unter ganz besonderen historischen Umständen eine beispiellose Karriere machte. Im Zweiten Weltkrieg befreite er Jugoslawien mit seinen Partisanen aus eigener Kraft von der deutschen Besatzung. Es war die Rolle, in der er ganz bei sich war und die seine langjährige Herrschaft legitimierte. Ohne den ewigen Partisanen hätte es Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg wahrscheinlich nicht mehr gegeben. 35 Jahre lang blieb er der unverzichtbare Moderator eines mehr oder weniger gedeihlichen Zusammenlebens. Doch Titos Jugoslawien überlebte seinen Schöpfer kaum eine Dekade, und es folgte ein Gewaltausbruch, wie ihn Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hatte. Über Titos Lebenswerk liegt somit der Schatten bitteren Scheiterns.
Inhalt
Apropos Tito
KUMROVEC, 7. MAI 1892
Der Bauernsohn 
Kindheit im Zagorje 
Mutters Sohn 
Versagte Lebenschancen 
Politisierung
PETROGRAD, 23. FEBRUAR 1917
Der Bolschewist 
Vom Weltkrieg zum Roten Oktober 
Kairos der Weltrevolution 
Frühe politische Arbeit
ZAGREB, 7. NOVEMBER 1928
Der Revolutionär 
Der «Bomber-Prozess» 
Chef der Zagreber Ortsgruppe 
Das Zuchthaus – die Schule des Revolutionärs 
Generation Revolution
MOSKAU, 25. JULI 1935
Parteiarbeiter der Komintern 
Faszinosum Moskau 
Im «Generalstab der Weltrevolution» 
Im Hotel Lux 
In geheimer Mission 
Der Alte 
Hanni König (Lucie Bauer) – ein deutsches Schicksal 
Auf Messers Schneide 
Endlich Generalsekretär
ZAGREB, 10. APRIL 1941
Der Partisanenführer 
Hitlers Strafgericht 
Volksbefreiungsaufstand 
Der Rivale 
Untergang und Neuanfang 
Im Wald 
«Brüderlichkeit und Einheit»
BIHAC, 26. UND 27. NOVEMBER 1942
Der Staatsgründer 
«Titos Staat» 
«Schicksalsstunde der Revolution» an der Neretva 
Der Alte wird verletzt 
«Der sagenhafte Tito» 
Auf dem Weg zur internationalen Anerkennung 
Unternehmen «Rösselsprung» 
Churchills Dilemma
BELGRAD, 20. OKTOBER 1944
Der stalinistische Autokrat 
Machtübernahme 
«Das Schwert der Revolution» 
«Kein Schwabe darf bleiben» 
«Ich trage die Verantwortung, ich entscheide!» 
Wiederaufbau und Versöhnung 
Das Gewissen des Erzbischofs
MOSKAU, 28. JUNI 1948
Der Abtrünnige 
Moskaus treuester Verbündeter 
Stalins Bannfluch 
Die Reihen fest geschlossen 
Trumans Keilstrategie 
Titoland 
Goli Otok
ZAGREB, 2.–7. NOVEMBER 1952
Der Reformkommunist 
Die Erfindung der Arbeiterselbstverwaltung 
Die Geister, die ich rief: der Fall Ðilas 
Ich, Jovanka 
Coca-Cola-Sozialismus 
Titos Charisma
DELHI, DEZEMBER 1954
Der «Weltbürger» 
Der Globetrotter 
Stalin ist tot – hoch lebe Jugoslawien! 
«Unternehmen Diamant» 
Anführer der Blockfreien 
«Riese auf der Weltbühne» 
Der Gastgeber
BRIONI, 1. JULI 1966
Der Richter und Schlichter 
Titos Sorgen 
Der Sturz des Aleksandar Rankovic 
Aufstand der Intellektuellen 
Das Verdikt von Karadordevo 
Abgang der serbischen «Liberalen» 
«Neutralisierung» der Emigration 
Mehr Brüderlichkeit, weniger Einheit
BONN, DÜSSELDORF UND HAMBURG, 24.–27. JUNI 1974
Der Elder Statesman 
Endlich Versöhnung 
Entspannung – aber bitte global! 
Nur noch schnell die Welt retten 
Anfang vom Ende 
Rückkehr an die Sutjeska
LJUBLJANA, 4. MAI 1980
«Nach Tito: Tito!» 
Das «Ende einer Epoche» 
Nach Tito kein neuer Tito 
Sockelsturz 
Titostalgie
Dank
Anhang 
Anmerkungen 
Quellen und Literatur 
Abkürzungen 
Bildnachweis 
Ortsregister 
Personenregister