»Die russische Revolution ist das gewaltigste Faktum des Weltkrieges.« Mit diesen Worten leitet Rosa Luxemburg ihre Schrift ein – würdigt die Rolle der Bolschewiki in der Revolution. Neben den anerkennenden Worten übt sie zugleich scharfe Kritik an den Seiten ihrer Politik, die aus ihrer Sicht dem Ziel des Sozialismus zuwiderlaufen.
Der vollständige Wortlaut des von Gegnern jedweder sozialistischer Umgestaltung gern bemühten Zitats lautet: »Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der ›Gerechtigkeit‹, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die ›Freiheit‹ zum Privilegium wird.«
Die Diktatur des Proletariats müsse »Werk der Klasse und nicht einer kleinen, führenden Minderheit im Namen der Klasse sein, d.h. sie muss auf Schritt und Tritt aus der aktiven Teilnahme der Massen hervorgehen«. Die Bolschewiki jedoch bevormunden und manipulieren die Bevölkerung, handeln undemokratisch und antisozialistisch.
Mit ihrer Intention, sich solidarisch und »kritisch mit der russischen Revolution in allen historischen Zusammenhängen auseinanderzusetzen« zielte Rosa Luxemburg früh darauf ab, dass die »revolutionäre Tatkraft der Arbeiterklasse« in Deutschland erwache und so historische Umwege vermieden werden.
Als Paul Levi das Manuskript 1922 publizierte, begannen diese sich in Russland bereits abzuzeichnen. In seinen diesem Band hinzugefügten Texten aus den Jahren 1921–1928 sieht der Herausgeber der Neuausgabe, Jörn Schütrumpf, dass Levi »oft mit leichter Wehmut und manchmal auch mit Zorn […] den Abstieg der russischen Revolution, der bald in einen Verfall überging«, beobachtete. Damit »wollte er die Idee des Sozialismus für Westeuropa retten«.
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