Riane Eislers Modell einer »Caring Economy« – einer »fürsorglichen Ökonomie« – ist ebenso kühn wie wegweisend und die Übersetzung ihres Ansatzes ins Deutsche längst überfällig. Eislers Buch, das erstmals 2007 unter dem Titel »The Real Wealth of Nations« in den USA veröffentlicht wurde und in zahlreiche Sprachen übersetzt ist, ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen transdisziplinären Forschungsleistung. Es nimmt seinen Ausgang von der Frage, wie es sein kann, dass Menschen – trotz ihres kreativen Potenzials und ihrer Fähigkeit zur Empathie – in der Welt so viel Schaden anrichten. Schaden an sich selbst, anderen Menschen und der Umwelt. Eislers Antwort: An der Wurzel jeder Ökonomie, die Ungleichheit, Armut und Zerstörung produziert, ist eine Gesellschaft, die Frauen und die ihnen überantwortete Care-Arbeit abwertet. Jede progressive und nachhaltige Ökonomie, sei es eine Gemeinwohl- oder eine Postwachstumsökonomie, muss deswegen zuallererst diesen Bereich der Fürsorge für andere wieder in das ökonomische Denken hereinholen – sonst kann es keine Caring Economy geben. Eisler zeigt auf, wie ein solcher Wandel gesellschaftlich umsetzbar ist, auf politischer wie auf individueller Ebene.
Riane Tennenhaus Eisler ist Kulturhistorikerin, Systemwissenschaftlerin, Soziologin, Anwältin, Rednerin und Autorin, deren Anstöße für kulturellen Wandel von zahlreichen Wissenschaftler_innen und Sozialaktivist_innen weltweit aufgegriffen wurden. Eisler wurde 1931 in Wien geboren und floh zusammen mit ihren Eltern vor den Nationalsozialisten zunächst nach Kuba und dann die USA. Ihre Alma mater ist die University of California, wo sie ebenso als Dozentin tätig war wie am California Institute of Integral Studies und der University of Alabama. Ihre Forschungen werden interdisziplinär wahrgenommen, unter anderem in Philosophie, Kunst, Wirtschaft, Psychologie, Soziologie, Pädagogik, Organisationsentwicklung, Politikwissenschaft und dem Gesundheitswesen. Sie leitet das Center for Partnership Studies, ist Gründungsmitglied der General Evolution Research Group, Fellow der World Academy of Art and Sciences sowie Ehrenmitglied des World Future Council und des Club of Rome. Sie wurde für ihre Arbeit vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Humanist Pioneer Award, dem Alice Paul ERA Award und zuletzt 2018 mit dem Safe Ireland Leadership Award (SÍLA) für ihre visionäre Rolle bei der Gleichstellung der Geschlechter. Sie lebt in Carmel, Kalifornien, mit ihrem Ehemann, dem Evolutionswissenschaftler und Psychologen David Loye.
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