Wer am lautesten und aggressivsten auftritt, bekommt am meisten Reichweite. Öffentliche Debatten werden gezielt emotionalisiert, polarisiert und manipuliert, die Stimmung wird dadurch feindseliger. Das ist nicht nur im persönlichen Alltag extrem frustrierend, sondern auch brandgefährlich für unsere Gesellschaft und Demokratie. Bestsellerautorin Ingrid Brodnig zeigt, wie diese Verrohung des Klimas bewusst herbeigeführt wird – zum Beispiel durch Bullshit-Debatten, populistische Diskussionsmuster, Diffamierung und Hetze gegen öffentliche Personen, Fake News und rechtsextreme Kampagnen, angetrieben von Mechanismen sozialer Medien. Sie gibt zahlreiche Tipps und zeigt Strategien, wie wir solche Eskalationsmuster erkennen und mit Klarheit darauf reagieren können. Auch, damit wir wieder Wege finden, respektvoll miteinander zu sprechen und Diskussionen über Meinungsunterschiede hinweg zu führen – online ebenso wie im Umgang mit dem persönlichen Umfeld. Denn davon lebt unsere Demokratie: gemeinsam Lösungen finden zu können. Dieses Buch liefert das Rüstzeug für politisch erhitzte Zeiten. Es hilft uns, selbst einen klaren Kopf zu bewahren, strategisch zu entscheiden, in welche Diskussionen wir Zeit und Energie investieren wollen, und uns selbst politisch nicht entmutigen zu lassen. Und es baut auf der Überzeugung auf, dass jede und jeder Einzelne von uns positiv mitbeeinflussen kann, wie in unserer Gesellschaft miteinander gesprochen wird.
Für euch gelesen:
Welche rhetorischen Tricks verwenden Trump und Co.? Warum kommen Rechtsextreme mit beleidigendem Verhalten durch und werden dafür von den Sozialen Medien sogar noch belohnt? Wie können wir mit Familie und Freund*innen zielführend diskutieren?
Ingrid Brodnig schreibt unter anderem für den Standard und ist für ihre zahlreichen Bücher zum Thema Hass im Netz, Verschwörungsmythen und gesellschaftliche Auswirkungen der Digitalisierung bekannt. In ihrem höchst aktuellen Buch „Wider die Verrohung“ gibt sie einen Überblick über die verschiedenen Aspekte der derzeitigen politischen Diskussionskultur gepaart mit praktischen Tipps für alltägliche hitzige Debatten im Freundes- und Familienkreis.
In sieben Kapiteln behandelt Brodnig Themen wie Wut als Taktik in den sozialen Netzwerken, die Verantwortung von Medien in Bezug auf Falschmeldungen und die Strategien rechter Parteien. Sie verfolgt dabei einen lösungsorientierten Ansatz und präsentiert zu jedem Problem mehrere wissenschaftlich belegte Handlungsvorschläge. Brodnig empfiehlt dabei Empathie zur Verringerung der gesellschaftlichen Spaltung. Ein politisch dringend notwendiges Sachbuch, welches es schafft, die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung verständlich herunterzubrechen und anhand von alltagsnahen Beispielen greifbar zu machen. Für alle, die frustriert sind von der derzeitigen Diskussionskultur, die im Konflikt mit ihrer Umgebung stehen und mit ihrem Umfeld stattdessen produktive Gespräche führen wollen.
Denn wie Brodnig schreibt, „sehr wohl aber kann jede und jeder Einzelne ein Stück weit dazu beitragen, besser ins Gespräch zu kommen oder unfaire Methoden der Polarisierung aufzuschlüsseln“. (S.146)
Rezension von Hannah