Einband altersbedingt abgeschabt, sonst gutes Exemplar
ISBN 3-900971-01-3
Vor hundert Jahren haben sich in den Dörfern und Kleinstädten Österreichs dramatische Wendungen vollzogen: sozial, politisch, kulturell. Denn durch Bahnbau und Industrialisierung ist in die ländlichen Gebiete unseres Landes eine Schneise geschlagen worden, die die alten Verhältnisse teilweise gründlich erschüttert, teilweise aber auch harten Widerstand gegen das Neue herausgefordert hat.
Diese Umwälzungen nährten bei vielen den Wunsch nach besseren, gerechteren, solidarischeren Verhältnissen; andere sahen Gefahr: die Gefahr des Umsturzes der alten Ordnung, der alten Machtverhältnisse, der Sicherheit des gewohnten Lebens und der vermeintlich immer schon gelebten sozialen Beziehungen. Allemal waren es Hoffnungen auf eine andere Gesellschaft, die viele Männer und Frauen, sozialdemokratische ebenso wie katholische, bei ihrer politischen Tätigkeit beflügelt haben: Es ging um die Heimat Dorf, um Lebensbilder und Zukunfts/t)räume.
Der vorliegende Text-Bild-Band schildert weniger die Entwicklung der politischen Organisationen als vielmehr die Lebensmilieus, die sich Arbeiterinnen und Arbeiter - oft Zuwanderer - aufgebaut haben, abseits der konservativen dörflich-kleinstädtischen Kultur und oft in massivem Gegensatz zu ihr. Mit seinen 180 Abbildungen und 18 Textbeiträgen ist der Band nicht nur eine historische Dokumentation, sondern eine spannende Sozialreportage - bis in die Gegenwart.
Inhalt
Vorwort
Josef Weidenholzer
7
Land im Wandel —
Das langsame Ende der Vergangenheit
8
Harald Walser
„Lieber mit Hindernissen Jahre kämpfen und dann...”
Keformansätze im Bregenzerwald zur Zeit Franz Michael
Felders (1839-1869)
13
Baustellen als Bruchstellen —
Bahnen der Hoffnung
18
Wolfgang Meixner
„--- daß es keine dümmere Phrase gibt, als zu sagen,es
war immer so“
Johann Filzer — Sozialistische Bauernagitation in Tirol
und Vorarlberg um 1900
22
Hanns Haas
Schubkraft der Utopien, Schwerkraft der Verhältnisse
Der Salzburger landwirtschaftliche Wanderlehrer Anton
Losert zwischen Urchristentum, Sozialdemokratie und
Anarchismus
29
Arbeitszuwanderung —
Verschubmassen der Konjunkturen
35
Margot Rauch
Die Aisenponeri
Italienische Arbeitsmigranten in Tirol vor dem Ersten
Weltkrieg
39
Soziale Struktur — politische Bewegung
43
Josef Stockinger
Arbeiter im Industrie-Dorf: Simulanten, Aufwiegler,
Socialisten
Arbeitsbedingungen und Arbeiterschaft im Zweigwerk
Letten der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft
50
Udo B. Wiesinger
„Thr wißt es, was der erste Mai will“
Maifeiern in Oberösterreich 1890 bis 1918
57
Land-Los: Knechte, Mägde, rote Inseln
73
Franziska Schneeberger
„Der Druck kumt von oben...“
Eine „Dienstbotenkarriere“ im Salzburger Pinzgau
75
Andreas Resch
„Rotes Gsott“ und christlichsoziale Bauern
Der Steyrer Landarbeiterstreik im Jahre 1922
81
Johann Mayr
„ die schwieligen Arbeitshände zum Bunde gereicht”
Leopold Reiter - Karl Spielbüchler: 5ozialdemokratische
Politik für Bauern und Arbeiter
84
Hubert Hummer
„Waun heit mei Vota aufstand, der sogat, ihr hoabts den
Hümmi auf der Welt. Des haum mir erkämpft...”
Kohlenbergbau-Revier
93
Schick dich in die Welt hinein...
Christliche Arbeiterbewegung
99
Bernhard Natter
Ein „Schulzdamm gegen die Sturmesfluten des
Sozialismus”
Zur politischen Funktion der Bildungs- und Kulturarbeit
der katholischen Arbeiterbewegung in Tirol vor 1934
106
Bruchlinien der Gesellschaft:
Antisemitismus, Sittlichkeit, Heimat
111
Eveline Böckle
Landfremd, sozialdemokratisch, jüdisch
Die dreifache Ausgrenzung des Samuel Spindler
114
Andrea Mayr
„Geh deine Bahn und laß die Leute schwätzen“
Leben und Politik der Tiroler Landtagsabgeordneten
Maria Tucia (1875-1959)
126
Markus Barnay
„Echte Vorarlberger“ und „fremde Bettler“
Bildung von Landesbewußtscin und Ausgrenzung von
Zuwanderern in Vorarlberg im 19. und 20. Jahrhundert
133
Wehr der Heimat —
Schutz der Republik
138
Wolfgang Quatember
Generalstreik im Dorf
Der Aufstand des Republikanischen Schutzbundes im
Februar 1934 im Ebensee
145
Franz Steinmaßl
Scheidewege
Der Februar 1934 und die Folgen: Drei politische
Lebensbilder aus dem Unteren Mühlviertel
148
Vom Proletarier zum Soldaten der Arbeit
156
Nach 1945: Die Roten am Land —
zu Hause?
166
Erika Thurner
Vom proletarischen Insel-Dasein zum Leben im „Roten
Salzburg”
Salzburger Impressionen nach dem Zweiten Wellkrieg
173
Einsichten. Aussichten.
179
Hildegard Fraueneder
Arbeite, Frau, die Freude kommt von selbst!
Frauenalltag von 1945 bis heute
182
Bildquellen
191
Autorinnen und Autoren
193
Die Begleittexte zu den Bildern und den Beiträgen sind
vom Herausgeber.